torsdag 12. juni 2014

Irland (III)

Ein Reisebericht in vier Akten

Episode 3 - Sonnabend, 7. Juni 2014
Am nächsten Morgen gab es Hostel-Frühstück mit selbstgekauften Cornflakes (oder Mini-Weetabix, die ich inzwischen auch in Bergen entdeckt habe, an deren Existenz in Deutschland ich mich aber nicht erinnern kann) und Tee. Die Milch kommt in Irland aus Weichspüler-Flaschen und die Butter ist nicht ganz so salzig wie in Norwegen, aber zumindest meine Koffeinsucht würde mir an diesem Tag Tee sei dank keine Probleme bereiten.
Für den heutigen Tag hatten wir bereits am Freitag Tickets für einen Bus gekauft, der im Zwei-Stunden-Takt diverse Sehenswürdigkeiten der
Umgebung anfuhr und Ravna war äußerst skeptisch. Eine Busreise! Das klang verdächtig nach Rentnerpauschalurlaub mit Schafherdenfeeling. Glücklicherweise stellte sich diesesmal aber heraus, das Ravna einmal mehr einem Vorurteil aufgesessen war.

Der erste Bus fuhr um 9:30 nach Blarney Castle. Das ist zwar kein Sakralbau, aber ersteinmal trotzdem eine ziemlich schöne Burg. Nebenbei (oder hauptsächlich) ist es auch eine der bekanntesten Touristenattraktionen Irlands, weil es nämlich ganz oben auf der Burg einen Stein gibt, der einem durch Küssen desselben die Gabe der Redegewandtheit verleihen soll. Mir und meiner Angsthasenklaustrophobie war die Schlange durch die engen Gänge bis ganz oben ein bisschen mehr Ausdrucksfähigkeit allerdings nicht wert, auch wenn ich mir gerne die Aussicht und die Burg ein bisschen näher besehen hätte. 
Und wer weiß, vielleicht hilft das ganze ja auch nur auf Englisch. Wir durchwanderten daher lieber die umliegenden Gärten, in denen es unter anderem auch noch eine Wunschtreppe gibt und veranstalteten das traditionelle Kaline-und-Ravna-auf-Reisen-Picknick mit Brot und Käse.

Nach zwei Stunden standen wir wieder am Bus um weiter nach Cobh zu fahren. Cobh hieß früher einmal Queenstown und war der letzte Hafen, in dem die Titanic Passagiere mitnahm (und absetzte), bevor sie richtung Amerika fuhr und unterging. Im ehemaligen Fahrkartenverkauf- und Bürogebäude gibt es heute ein Museum, in das man nur mit Führung hineinkommt, und das sogar richtig interessant sein könnte -  unser Guide war allerdings so routiniert und schnellsprechend, dass irgendwie die Spannung verloren ging, und die Tatsache, dass sie bei jedem Halt nur die Hälfte selbst sagte, bevor ein Tonband übernahm, machte die Sache auch nicht besser. Aber vielleicht bin ich ja auch nur überkritisch und habe Angst, am Ende des Sommers selbst gelangweilt und computerartig zu klingen. Mein Ticket wies mich als Jeannie Carr, 45, 3. Klasse aus und leider bin ich beim Untergang verstorben. 


Als ich noch ein regelmäßiger Nutzer der Stadtteilbibliothek Pankow war, war ein Buch mit auf Fakten basierenden fiktionalen Geschichten namens „Die Nacht, als die Titanic sank“ eines meiner Lieblingsbücher, aber die Lücken in meiner Filmausbildung zeigten sich wieder einmal, als Kaline mich am Ende der Ausstellung fragte, ob es denn in der Passagierliste auch eine „Rose“ gäbe – ich fragte mich eine ganze Weile, was in aller Welt Rose Tyler auf der Titanic zu suchen hätte. 
Als letzten Stopp hatten wir die Wahl zwischen einer Whisky-Destillerie  und einem Tierpark. Whisky ist nicht so spannend, wenn man ihn nicht mag und außerdem war das Wetter inzwischen wieder schön, also gingen wir lieber in den Tierpark. Die Fortsetzung unseres Picknicks wurde allerdings zuerst von zwei Affen unterbrochen, die sehr an unserem Käse interessiert waren, und dann landete noch ein großer Klecks Rabenhinterlassenschaft auf meiner Hand und meinem Knie, sodass ich den größten Teil der Picknickzeit schrubbend im Bad verbrachte. 

Auf der Rückfahrt nach Cork wurden wir von einer Gruppe Schotten auf Junggesellenabschied unterhalten – am Morgen hatte sich der Linguist in mir noch über die Möglichkeit gefreut, sie während der Fahrt belauschen zu können, aber auch der schönste Akzent der Welt ist nach Überschreitung einer gewissen Promillegrenze keine Rettung mehr für eine Komposition aus „American Pie“ und einem Lied über „Come-on-bert“.
Am Abend gingen wir in die Oper – oder nicht ganz, denn auch wenn es das „Cork Opera House“ war, handelte es sich um eine Schülervorstellung einer Theatergruppe und die Beiträge varierten zwischen „furchtbar niedlich“ und „furchtbar gut. Kaline hatte sogar ein Kleid mit, und da Ravna ja generell kuhl ist, sich sowieso nie schminkt und sich nicht dafür interessiert, was andere Leute über ihre Klamotten denken, machte sie sich fürchterliche Gedanken darüber, keine Alternative zu ihren Leichtwanderschuhen in Hellblau mit Kaffeefleck eingepackt zu haben.
Eine unserer neuen Zimmermitbewohnerinnen für diese Nacht war auch Au pair, die andere bekam ich nie zu Gesicht, denn in dieser Nacht rauchte niemand auf seinem Zimmer und sie war bereits verschwunden, als wir am näcshten Morgen aufstanden.
Fortsetzung folgt.

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