torsdag 31. oktober 2013

Neulich in der Waschküche

Ich wohne im Studentenwohnheim, und das ist eigentlich ziemlich in Ordnung. Es ist nicht weit bis zur Uni, am Ende des Geldes bleibt weniger Monat übrig und auch wenn mir der Musikgeschmack meiner Obermieter nicht zusagt, machen sie  sich jeden Freitag und Samstag pünktlich um 00:30 auf den Weg zum Weiterfeiern ins Zentrum, so dass die arbeitende  im-Museum-einstaubende Bevölkerung sich für einen weiteren Tag zwischen mittelalterlichen Holzhausüberresten und Keramik mit Gruselgesichtern ausschlafen kann. 

Wie man ein strebsamer, hart arbeitender Student wird, habe ich noch immer nicht herausgefunden, aber dank meine nichtvorhandene Feierlaune und eine recht gute Note in Akademisches Schreiben habe ich diesen Ruf sozusagen als Aboprämie mit dazubekommen. Das geht nun schon bald 14 Jahre so!  

Philosophie arbeitet weiterhin daran, mein absolutes Lieblingsfach zu werden. Der Dozent kommt, sympathisch tropfend, in knalloranger Regenjacke und grünen Gummistiefel in die Vorlesung, erklärt uns dann, dass die Definition "Lebendes Wesen mit zwei Beinen" für den Begriff "Mensch" nicht ausreichend ist, weil sie Schafe und Beinamputierte exkludiert, aber Sträuße Strauße inkludiert. Man lernt fürs Leben an der Universität, und am Ende des Tages stellt der Seminarleiter noch seine Zeichenkünste unter Beweis und demonstriert, wie man die Bezeichnung einer Formulierung
F1 theoretisch auch durch eine Ratte ersetzen könnte, wenn das nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

Der Herbst zeigt sich weiter von seiner schönsten Seite und für glückliche Besitzer einer Regenhose ist der Aufstieg zur Bibliothek für Humaniora und Gesellschaftswissenschaften kein Problem . Nur früh aufstehen muss man, ansonsten sind die guten Plätze im Foyer um seinen Regenschirm zum Trocknen aufzustellen, schon weg.

Im Waschmaschi(e)nenraum des Wohnheims, verkehrsgünstig gleich neben dem Luftschutzraum gelegen, gibt es derweil Faszinierendes zu entdecken. Ich durfte ja bei meinem Papa auch nie bügeln, aber dem/der Besitzer/in des Häufleins aus Handtüchern, weißen Hemden, einer Regenjacke und einem Wollpullover in verdächtig figurschmeichelnder Größe scheint auch das Geheimnis des Wäschetrennes vorenthalten worden zu sein. In der Ecke liegt ein Schokomilchkarton (oder sogar ein Karton Schokomilch?) zwischen Baumwollsocken einer bekannten schwedischen Modekette und irgendjemand hat mir schonmal eine Portion Waschpulver für die von mir reservierte Waschmaschine spendiert. Meinem Gehirn scheint mein erhöter Schokoladenkonsum auch nicht gut zu tun, denn es spendiert mir eine Extrarunde zurück in den dritten Stock, wo meine Waschmaschinenaktivierungskarte sehnsüchtig auf ihren Einsatz wartet. Und wie hängt man eigentlich Bettbezüge auf viel zu kleine Wäscheständer?

Alles in Allem: Das Leben ist gratinierte Tortellini mit Tomatensahnesoße. Und Platon hätte meinetwegen gerne Politiker werden können. 


Nachtrag: Gewitter zu Halloween. So muss es sein!


torsdag 24. oktober 2013

tirsdag 22. oktober 2013

Alles Käse, oder was?

Sah es für kurze Zeit einmal so aus, als ob aus mir ein vielbloggender Mensch werden könnte, scheinen wir momentan wieder auf den Durchschnitt von vor drei Jahren zurückzufallen – rund ein Eintrag im Monat. Vor fünfundzwanzig Jahren konnte man seine Zeit noch nicht mit zu häufigem Emailsabrufen und sinnlosem Onlineartikellesen und ähnlichem Käse verbringen (seht ihr, ich verbringe nicht zu viel Zeit bei facebook), aber irgendwie bezweifle ich auch, dass damalige Studenten sich viel sinnvoller zu beschäftigen wussten, geschweige denn,  dass sie fleißiger waren als ich. Zumindest nicht die damaligen Studenten, die sich heute durch ein enges verwandtschaftliches Verhältnis zur Autorin dieses Blogs auszeichnen. Was um Himmels Willen haben die denn damals gemacht?
Zumindest dieses Wochenende habe ich die Zeit mit äußerst sinnvollen Tätigkeiten wie Grillwürstchengrillen, Käsebroteüberbacken, Schokoladeessen, Kartenspielen und Hollywoodunsinngucken verbracht  – und das Ganze macht sich sogar gut auf meinem Lebenslauf. Ich war auf dem Herbstseminar von YFU hier in der Region und habe mir angehört, wie niedlich sich all die momentanen Austauschschüler anhören, wenn sie versuchen, Norwegisch zu sprechen und dabei die Worte für Käse (ost) und Osten (øst) verwechseln. Und habe dabei versucht, möglichst wenig daran zu denken, wie niedlich ich mich wohl vor drei Jahren angehört habe. Wie auf eigentlich jeder YFU-Veranstaltung ging es hauptsächlich um Reden und Essen und es war ein wundervolles Wochenende.
Hauptberuflich geht mein Leben momentan nur bis Donnerstag, 14:00 Uhr. Da muss ich nämlich ein Essay in Philosophie abgeben. Bisher hat es 900 Wörter, die ich vor zwei Wochen mal an einem Tag zusammengeklöppelt habe und alles was mein Seminarleiter zum abgegebenen Entwurf zu sagen hatte, war „Wir können jetzt eine Stunde lang quatschen, zu deinem Text gibt es nicht viel zu sagen“  und „Mmmh, bis 1500 Wörter hast du ja noch ein bisschen Platz – schreib doch noch was über Kulturrelativismus“.  Aber immerhin weiß ich jetzt, dass er 14 verschiedene Anzüge besitzt, in Deutschland als Austauschstudent mal aus Versehen auf dem Treffen einer rechtsradikalen Burschenschaft war und seine erste Exfreundin jetzt sein bester Freund ist. Vielleicht muss man ja für einen Magister in Philosophie ein bisschen exzentrisch sein,  nur leider hilft mir das in Bezug auf Vorurteile, Verstehen und den hermeneutischen Zirkel kein bisschen weiter. Gadamer mag ja ein leckerer Käse brillanter Philosoph gewesen sein, und irgendwie ist es ja auch interessant, aber es ist furchtbar frustrierend, nicht weiterzukommen.
Viel besser sind da die momentanen Philosophievorlesungen, in denen Erna Solberg auf der Parlamentsweihnachtsfeier plötzlich heiß auf Jens Stoltenberg wird, der ihr im Übrigen zum Verwechseln ähnlich sieht. Oder vielleicht ist alles auch nur ein großes, semantisches Missverständnis.
Seit heute Nacht hat hier auch der Regenschauer begonnen – Bergen zeigt sich endlich einmal wieder von seiner schönsten Seite, nachdem ich vor ein paar Tagen noch ein paar schöne Herbstfotos mit buntem Himmel und blauen Blättern machen konnte. Mein Lieblings-I-love-YFU-Regenschirm hat nun auch endlich  einen Knacks weg und ich hoffe, ich komme heute noch halbwegs trocken nach Hause. 

Alles in Allem: Das Leben ist schön!