onsdag 26. juni 2013

Herrschaft der Verwaltung

Um sich als EU-Bürger länger als 3 Monate legal in Norwegen aufhalten zu dürfen, braucht man zwar keine Aufenthaltsgenehmigung, aber man muss sich bei der nächsten Polizeistation melden und registrieren. Dabei muss man sich ausweisen und außerdem nachweisen, dass man sich selbst versorgen kann, etwa durch einen Arbeitsvertrag oder - wenn man studieren will - mit einer Erklärung, dass man genügend Geld hat.
Außerdem muss man, wenn man länger 6 Monate bleiben möchte, innerhalb von 8 Tagen beim Einwohnermeldeamt vorstellig werden. Da kann man dann auch eine Steuerkarte beantragen, die man braucht, wenn man arbeiten geht. Und außerdem muss man da auch hin, weil man eine Adresse in Norwegen braucht, um hier ein Bankkonto zu eröffnen. Und das braucht man ja, wenn man seinen Lohn haben will.
Jede Menge Bürokratie also, und auch wenn natürlich vieles einfacher ist, wenn man die Landessprache schon kann, treibt mich das gerade alles in den Wahnsinn. Die Dame auf der Polizei wollte meinen Arbeitsvertrag nicht akzeptieren, weil die Wochenstundenanzahl nicht angegeben war, und damit blieb ich gleich im ersten Kettenglied stecken. Denn die Polizeiregistrierung brauche ich, um eine Steuerkarte zu beantragen. Nix Registrierung, nix Konto, nix Steuerkarte, nix Lohn, ganz prima. Ich frage mich, was jetzt wäre, wenn ich z.B. Miete oder Strom oder beides zahlen müsste, aber nicht die Entsprechung von drei Monaten Leben in Norwegen auf dem Konto hätte. Ich säße irgendwann auf der Straße, und das nicht etwa, weil ich kein Geld hätte, sondern weil ich kein Konto hätte, auf die mein Arbeitgeber selbiges überweisen könnte.

Nun, die nette Dame, die beim Museum für den Lohn zuständig ist, wird meinen Vertrag ändern und dann fangen wir nochmal von vorne an. Nicht, dass man bei einem Saisonangestellten, der mal sechs Tage und mal nur einen Tag die Woche arbeitet, tatsächlich eine logische Wochenstundenzahl angegeben könnte. Aber was tut man nicht alles, um seinen Herrscher zufrieden zu stellen?

onsdag 12. juni 2013

Auf Wiedersehen

Heute geh ich, komm ich wieder,
singen wir ganz andre Lieder.
Wo so viel sich hoffen läßt,
ist der Abschied ja ein Fest.

 Ich bin heute über dieses Gedicht gestolpert, das wohl aus Goethes Feder stammt, und momentan passt es ganz gut. Es ist wieder einmal Abschiedszeit. Und ich mag keine Abschiede.
Wobei das eigentlich nicht stimmt. Ich glaube nicht an Abschiede. Deswegen mag ich das Gedicht so gern. 
Natürlich verabschiedet man sich, gerade, wenn man sich auf längere Zeit trennt, weil z.B. wie momentan sich nach dem Abitur alle in alle Himmelsrichtungen verstreuen. Manche nur ein paar Kilometer weiter südlich nach Berlin, andere gleich einmal um den ganzen Globus nach Australien. Aber - und ich weiß nicht, ob das eine merkwürdige Einstellung ist - ich glaube, dass es bei Freunden nicht wirklich auf die Entfernung in Kilometern ankommt. Oder auf die Telefonzeit in Minuten, die gesendeten E-mails in Megabyte oder was man sich sonst noch so an Maßeinheiten ausdenken könnte. Auch die obligatorische Weihnachtskarte muss es nicht sein, wenn man es einander nicht übel nimmt. Wenn man nur einander nicht vergisst, egal ob durch tägliches Chatten bei Facebook oder zwei Briefe im Jahr, und sich vielleicht irgendwann mal wieder trifft, auch wenn es länger dauert, dann ist das für mich kein Abschied, denn man ist ja nicht weg, man ist ja nur woanders.
Deswegen habe ich auch so meine Probleme mit den großen zelebrierten Wir-haben-uns-alle-lieb-Abschieden vor Ereignissen wie Klassenauflösung-und-dann-Oberstufe oder Abitur-und-Schulabgang. Ich bin keineswegs gefühlskalt, aber die Leute, die mir wichtig sind, verliere ich auch nicht, weil ich demnächst nicht mehr mit ihnen auf eine Schule gehe. Und die anderen hatten mich vorher auch nicht mehr lieb als nachher.

Am Freitag ist Zeugnisausgabe, am Sonntag ist Abiball, am Montag fliege ich nach Norwegen. Ich bin aufgeregt, ich habe auch zahlreiche begründete und unbegründete Befürchtungen, ich habe keine Ahnung, ob das alles eine gute Idee ist, ich werde meine Eltern vermissen und meine Freunde auch - aber eigentlich freue ich mich nur unglaublich, mal wieder etwas Neues mit meinem Leben ausprobieren zu können.