Schon die ungläubigen Blicke
meiner Mitstudenten, als ich beim Anblick des Preises für das erstaunlich
langweilig zu lesende Fachbuch „Das qualitative Forschungsinterview“ ausrief:
„Himmel, davon könnte ich mir ja 12 Shakespeare-Hefte kaufen!“, waren ein
Hinweis darauf, und eigentlich wusste ich es schon viel länger: Viele
Angehörige der Spezie Student, norwegisch, stellen sich unter einem schönen
Freitagabend etwas anderes vor, als um 19:00 vom Bowling mit seiner
Volkstanzgruppe nach Hause zu kommen und dann bei Gemüselasagne und Kräutertee
drei Stunden Hamlet zu gucken (großartige Inszenierung im Übrigen. Oder wie
auch immer das heißt, wenn es im Prinzip ein Film ist). Ganz sicher etwas
anderes stellt sich Wer-auch-immer-rechts-übe-mir unter einem schönen
Freitagabend vor. Oder unter jedem anderen Abend. Oder unter früh morgens um
4:00. An einem Dienstag. Und Mittwoch. Und Donnerstag. Wenn er wenigstens
meinen Musikgeschmack hätte, dann würde sich das unfreiwillige Zuhören
wenigstens lohnen. Wie der sich am Ende der Winterferien noch auf den Beinen
halten konnte, ist mir ein Rätsel. Ich hätte schon längst wieder eine eitrige
Mandelentzündung bekommen. Gut, dass ich stattdessen Hamlet geguckt hab.
Der mildeste Winter in Bergen
seit Menschengedenken wütet vor der Tür, inzwischen sind die Schneeglöckchen
schon wieder verblüht. Inzwischen wäre es wohl kalendarisch korrekter, von
Frühling zu sprechen, aber draußen sieht es eher nach November aus.
Mit der Erkenntnis, dass von
diesem Semester, Ostern inklusive, auch nur noch zwei Monate übrig sind, habe
ich nun auch tatsächlich angefangen, zu studieren:
Ich hab ja noch bis 7. Mai ... |
Wenn man erst einmal
angefangen hat, ist das Pensum auch gar nicht so langweilig, aber nach ein paar
Stunden zwischen von Norwegern geschriebenen englischen Büchern, schwedischen
Lehrheften geschrieben von Dänen und ins Norwegische übersetzte Artikel von
Deutschen frage ich mich, ob sie sich im Norden nicht einfach auf eine
Schriftsprache einigen könnten. Vorzugsweise Norwegisch, das kann ich schon. Auch,
wenn ich meine dänische Dozentin jedes Mal knuddeln könnte, wenn sie „Schleiermacher“
sagt. Dafür würde es sich fast lohnen, zu Philosophie zu wechseln. Aber nur
fast.
Die Anzahl der Fälle, in denen
ich während der letzten 20 Jahre für eine Niederländerin gehalten wurde, hat
sich inzwischen auf mindestens 6 gesteigert. Ansonsten nähe ich ein rotes
Wollkleid; höre ein Hörbuch über Drachen, Wikinger und die Entdeckung Amerikas
und schüttle den Kopf über das Vorbehaltsrecht für Hausärzte, das die nicht
mehr ganz so neue Regierung hier einführen will. Vielleicht sollte ich darüber
mal was schreiben, in letzter Zeit sind meine Beiträge ja doch etwas wetterlastig.
Das Vinmonopol (der Laden, in dem man in Norwegen Flüssigkeiten erwerben kann, die mehr Alkohol als Bier enthalten) macht Werbung dafür, dass ich eine Biene retten kann. Jedes Mal, wenn ich mich unaufgefordert ausweise! Vielleicht mache ich morgen mal eine Runde durch ein paar Läden und zeige ihnen meinen Führerschein ...
Das Vinmonopol (der Laden, in dem man in Norwegen Flüssigkeiten erwerben kann, die mehr Alkohol als Bier enthalten) macht Werbung dafür, dass ich eine Biene retten kann. Jedes Mal, wenn ich mich unaufgefordert ausweise! Vielleicht mache ich morgen mal eine Runde durch ein paar Läden und zeige ihnen meinen Führerschein ...
Jaja, ich habs mir ja selbst ausgesucht. Unfair ist es trotzdem. |