torsdag 20. mars 2014

Student sein (oder nicht sein)

Schon die ungläubigen Blicke meiner Mitstudenten, als ich beim Anblick des Preises für das erstaunlich langweilig zu lesende Fachbuch „Das qualitative Forschungsinterview“ ausrief: „Himmel, davon könnte ich mir ja 12 Shakespeare-Hefte kaufen!“, waren ein Hinweis darauf, und eigentlich wusste ich es schon viel länger: Viele Angehörige der Spezie Student, norwegisch, stellen sich unter einem schönen Freitagabend etwas anderes vor, als um 19:00 vom Bowling mit seiner Volkstanzgruppe nach Hause zu kommen und dann bei Gemüselasagne und Kräutertee drei Stunden Hamlet zu gucken (großartige Inszenierung im Übrigen. Oder wie auch immer das heißt, wenn es im Prinzip ein Film ist). Ganz sicher etwas anderes stellt sich Wer-auch-immer-rechts-übe-mir unter einem schönen Freitagabend vor. Oder unter jedem anderen Abend. Oder unter früh morgens um 4:00. An einem Dienstag. Und Mittwoch. Und Donnerstag. Wenn er wenigstens meinen Musikgeschmack hätte, dann würde sich das unfreiwillige Zuhören wenigstens lohnen. Wie der sich am Ende der Winterferien noch auf den Beinen halten konnte, ist mir ein Rätsel. Ich hätte schon längst wieder eine eitrige Mandelentzündung bekommen. Gut, dass ich stattdessen Hamlet geguckt hab.
Der mildeste Winter in Bergen seit Menschengedenken wütet vor der Tür, inzwischen sind die Schneeglöckchen schon wieder verblüht. Inzwischen wäre es wohl kalendarisch korrekter, von Frühling zu sprechen, aber draußen sieht es eher nach November aus.


Mit der Erkenntnis, dass von diesem Semester, Ostern inklusive, auch nur noch zwei Monate übrig sind, habe ich nun auch tatsächlich angefangen, zu studieren: 

Ich hab ja noch bis 7. Mai ...
Wenn man erst einmal angefangen hat, ist das Pensum auch gar nicht so langweilig, aber nach ein paar Stunden zwischen von Norwegern geschriebenen englischen Büchern, schwedischen Lehrheften geschrieben von Dänen und ins Norwegische übersetzte Artikel von Deutschen frage ich mich, ob sie sich im Norden nicht einfach auf eine Schriftsprache einigen könnten. Vorzugsweise Norwegisch, das kann ich schon. Auch, wenn ich meine dänische Dozentin jedes Mal knuddeln könnte, wenn sie „Schleiermacher“ sagt. Dafür würde es sich fast lohnen, zu Philosophie zu wechseln. Aber nur fast.

Die Anzahl der Fälle, in denen ich während der letzten 20 Jahre für eine Niederländerin gehalten wurde, hat sich inzwischen auf mindestens 6 gesteigert. Ansonsten nähe ich ein rotes Wollkleid; höre ein Hörbuch über Drachen, Wikinger und die Entdeckung Amerikas und schüttle den Kopf über das Vorbehaltsrecht für Hausärzte, das die nicht mehr ganz so neue Regierung hier einführen will. Vielleicht sollte ich darüber mal was schreiben, in letzter Zeit sind meine Beiträge ja doch etwas wetterlastig.
Das Vinmonopol (der Laden, in dem man in Norwegen Flüssigkeiten erwerben kann, die mehr Alkohol als Bier enthalten) macht Werbung dafür, dass ich eine Biene retten kann. Jedes Mal, wenn ich mich unaufgefordert ausweise! Vielleicht mache ich morgen mal eine Runde durch ein paar Läden und zeige ihnen meinen Führerschein ... 
Jaja, ich habs mir ja selbst ausgesucht. Unfair ist es trotzdem.