tirsdag 21. januar 2014

Kulturelle Perspektiven

Neulich im Museum, erster Arbeitstag nach beinahe einem Monat Semester- und Weihnachtsferien:
Ravna: „Nei, det er dessverre ikke rabatt for pensjonister, det koster 70 kroner for alle.”
Kunde: ”Er du engelsk?” (Bist du englisch? = Kommst du aus England?)
Ravna:  ”Nei. Altså, jeg er ikke norsk heller, men jeg er ikke engelsk.”

Eine Stunde später:
Ravna:  ”Thank you. It’s best to begin downstairs.“
Kunde: “Are you Scottish?”
Ravna: “Oh, ähm – häääh? ………. No. I’m German.”

Nach einigen Minuten:
Kunde: „Tu tickets, pliiies!“
Ravna: „Hundertvierzig Kronen bitte! Hier sind Ihre Tickets und wir empfehlen Ihnen, unten anzufangen.“
Kunde: „Oh, Sie sprechen aber gut Deutsch!“
Ravna: „ …“

Manchmal ist es aber auch zum Verrücktwerden! Über Weihnachten war ich in Berlin, dann habe ich eine Woche mit einer Freundin aus Deutschland in Bergen verbracht, dann hatte ich Besuch aus , Australien und plötzlich war ich auf Arbeit, hatte einen Monat lang kaum ein Wort Norwegisch gesprochen und alle Sprachen und Akzente wirbelten durcheinander. Auch wenn ich mir das Schottisch nicht so ganz erklären kann, ich kann ja noch nicht einmal ein vernünftiges rollendes R.
Das ist nun aber auch schon wieder eine Weile her, und inzwischen studiert das zweite Semester auch schon wieder fast zwei Wochen so vor sich hin, und Ravna versucht verzweifelt, sich daran zu erinnern, wo sie denn gleich nochmal die große Tüte Motivation hingelegt hat, die doch unterm Weihnachtsbaum lag. 3000 Seiten über kulturelle und historische Perspektiven auf Gesundheit und kulturwissenschaftliche Methoden wollen bis Mitte Mai gelesen werden, aber neben meiner neu entdeckten Liebe zu Hörbüchern, einer gewissen britischen Fernsehserie und Shakespeares Richard II. (ja doch, ich bin komisch. Wer sonst freut sich um 2:00 nachts über die Parallelen zwischen „thou hast“ und „du hast“?), sehen die für viel Geld erstandenen Lehrbücher einfach ein bisschen blass aus.

Diese Woche wird das alles sowieso nichts mehr, denn morgen beginnt das Mittelseminar von YFU Norwegen, das dieses Jahr hier in Bergen stattfindet. Die norwegische Haltung, was genaue Planung und Vorbereitung angeht, treibt mich in den Wahnsinn, und am Ende wird doch wieder alles glatt laufen und ganz wunderbar sein. Aber niemand würde behaupten, man merke gar nicht, dass ich kein Norweger bin, wenn er wüsste, wie unglaublich gestresst mich das alles macht! 

Im Studentenwohnheimskollektiv, dritter Stock, erste Tür rechts, werden wir jetzt auch endlich eine Putzliste einführen! Nach einem halben Jahr! Jiiipppieeh! Nicht, dass ich so unglaublich gerne putzen würde. Aber wenigstens brauch ich dann kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn die Nachbarin rechts wieder dreimal hintereinander alles alleine gemacht hat, und wir können dem Nachbarn links endlich beibringen, dass Küchenputzspray in Kombination mit trockenem Geschirrhandtuch nicht so gut gegen fettige Herdplatten hilft, wie in der Werbung. Und überhaupt. Ordnung und Sauberkeit und so. Wenn ich schon kein Deutsch mehr kann, muss ich ja wenigstens an etwas anderem festhalten.