onsdag 25. mars 2015

Faszinationen


Sonnenfinsternis auf westnorwegisch
Das letzte Stück Schokoweihnachtsmann ist gegessen, die Regenwolkenfinsternis wurde fotografiert und nächste Woche ist auch schon wieder Ostern (und nach Ostern … sind schon wieder Prüfungen … aber psst … lieber nicht dran denken …). Und nach Ostern (und den Prüfungen … Psssssst!) will Ravna wieder eine Sommersaison lang Touristen durch die Stadt führen und Geld verdienen lustige Fragen für ihren Blog sammeln. Und danach will sie gerne ein Semester lang in etwas südlicheren Breiten studieren. Sprich, in Schottland. Die Bewerbungsfrist ist im April, und wenn es nach Ravna ginge, hätte sie die Bewerbung schon lange abgeschickt. Wenn es nach Ravna ginge, hätte sie auch die Arbeitszeiten für die Sommersaison schon verteilt. Aber Ravna wohnt jetzt in Norwegen, und der 15. April, dass ist doch noch eeeeeewig hin. Und nach fünf Jahren YFU und Austausch und Anpassung tut Ravna natürlich so, als wäre das natürlich überhaupt nicht schlechter, sondern nur anders – aber eigentlich möchte sie am liebsten morgen in das Büro ihrer Studienberaterin stürmen, die Tür verrammeln und so lange nicht mehr herauskommen, bis besagte Studienberaterin endlich die letzten Dokumente unterschrieben und die Bewerbung abgeschickt hat. 
Gedichtanalyse. Sorry, Shelley.
Im Museumskafé hat Ravna neulich – schließlich studiert sie ja dieses Semester Englische Linguistik und Literatur – rasberry-beer-juice zu verkaufen versucht, und dann hat sie fasziniert zwei älteren Damen hintergelächelt, die die Teelichter aus ihren Gläsern genommen hatten, um stattdessen benutzte Teebeutel hineinzutun. Aber Teelicht, Teebeutel, dass sind wohl auch alles blos kellnerliche Kategorien. Oder so. Witzig.
Englisch ist ein beinahe ebenso faszinierendes Studienfach wie Kulturwissenschaften. Es gibt einen sehr englischen Dozenten in einem sehr englischem Anzug (und sicher dem einzigen Schlips an der gesamten geisteswissenschaftlichen Fakultät), der  geschmacklose Hitlerwitze erzählt – wenn Klischees Beine haben, sucht sie bei uns, sie halten Vorlesungen über Shakespeare! Es gibt eine Phonetikklasse, deren Lehrerin faszinierenderweise selbst schriftlich klingt, als sei sie geradewegs aus den BBC-Abendnachrichten entsprungen, ich kriege Emails an einen Seminarleiter, der fast den gleichen Namen hat wie ich und der Dozent für Grammatik fragt alle Viertelstunde, ob nicht ein native speaker ihm mal kurz seine Fragen beantworten könnte. Und dann ist da noch der Typ aus der dritten Reihe, der dachte, roter Mohn hätte etwas mit Popmusik zu tun … . Aber Ravna glaubte ja auch, von einem sprechenden Schimpansen im nordirischen Parlament gehört zu haben, bevor ihr aufging, dass es nicht shimpain heißt, sondern Sinn Féin. Ein faszinierendes Studienfach eben. Fürs Leben kann man in der Schule lernen, danach kommt der Rest.

fredag 13. mars 2015

Nebeltage


The fog comes
on little cat feet.
It sits looking
over harbor and city
on silent haunches
and then moves on.

                  (- Carl Sandburg, Fog)


 Lange nichts geschrieben. Manchmal übernimmt einfach so das Leben für einen, und am Ende hat man hat keine Ahnung mehr, wo eigentlich die Zeit abgeblieben ist. Manchmal wird einem das Leben ein bisschen zu groß und man kann weder rechts noch links an ihm vorbeischreiben. 

Mein Gastvater ist Anfang Februar gestorben. Weder völlig unvorhergesehen noch ganz überraschend, und gerade deswegen irgendwie viel zu plötzlich.
Es ist unvorstellbar und ungerecht und trostlos, und mittendrin kann Ravna sich trotzdem nicht einfach hinsetzen und am Boden zerstört sein. Weil sie so furchtbar fest davon überzeugt ist, dass man das Leben manchmal einfach so nehmen muss, wie es ist, auch wenn das heißt, mit seiner Familie in einem Haus voller Blumen zu sitzen und unendlich traurig zu sein. 

Ich hatte den besten, liebsten, lustigsten Gastpappa, den ich mir hätte wünschen können. Und ich habe eine wunderbare Gastfamilie. Und deswegen waren die letzten Wochen tieftraurig, aber auf eine tieftraurige Weise auch wunderschön.

Manchmal wird einem das Leben ein bisschen zu groß, und man findet seine Worte nicht wieder. Aber einfach nichts sagen ging auch nicht.