Das letzte Stück
Schokoweihnachtsmann ist gegessen, die Regenwolkenfinsternis wurde fotografiert
und nächste Woche ist auch schon wieder Ostern (und nach Ostern … sind schon
wieder Prüfungen … aber psst … lieber nicht dran denken …). Und nach Ostern
(und den Prüfungen … Psssssst!) will Ravna wieder eine Sommersaison lang Touristen
durch die Stadt führen und Geld verdienen lustige Fragen für ihren Blog sammeln.
Und danach will sie gerne ein Semester lang in etwas südlicheren Breiten
studieren. Sprich, in Schottland. Die Bewerbungsfrist ist im April, und wenn es
nach Ravna ginge, hätte sie die Bewerbung schon lange abgeschickt. Wenn es nach
Ravna ginge, hätte sie auch die Arbeitszeiten für die Sommersaison schon
verteilt. Aber Ravna wohnt jetzt in Norwegen, und der 15. April, dass ist doch
noch eeeeeewig hin. Und nach fünf Jahren YFU und Austausch und Anpassung tut
Ravna natürlich so, als wäre das natürlich überhaupt nicht schlechter, sondern
nur anders – aber eigentlich möchte sie am liebsten morgen in das Büro ihrer
Studienberaterin stürmen, die Tür verrammeln und so lange nicht mehr
herauskommen, bis besagte Studienberaterin endlich die letzten Dokumente
unterschrieben und die Bewerbung abgeschickt hat.
Gedichtanalyse. Sorry, Shelley. |
Englisch ist ein beinahe
ebenso faszinierendes Studienfach wie Kulturwissenschaften. Es gibt einen sehr
englischen Dozenten in einem sehr englischem Anzug (und sicher dem einzigen
Schlips an der gesamten geisteswissenschaftlichen Fakultät), der geschmacklose Hitlerwitze erzählt – wenn Klischees
Beine haben, sucht sie bei uns, sie halten Vorlesungen über Shakespeare! Es
gibt eine Phonetikklasse, deren Lehrerin faszinierenderweise selbst schriftlich klingt, als sei sie
geradewegs aus den BBC-Abendnachrichten entsprungen, ich kriege Emails an einen
Seminarleiter, der fast den gleichen Namen hat wie ich und der Dozent für
Grammatik fragt alle Viertelstunde, ob nicht ein native speaker ihm mal kurz
seine Fragen beantworten könnte. Und dann ist da noch der Typ aus der dritten
Reihe, der dachte, roter Mohn hätte etwas mit Popmusik zu tun … . Aber Ravna glaubte ja auch, von einem sprechenden Schimpansen im nordirischen Parlament gehört zu haben, bevor ihr aufging, dass es nicht shimpain heißt, sondern Sinn Féin. Ein faszinierendes Studienfach eben. Fürs Leben kann man in der Schule lernen, danach kommt der Rest.