onsdag 18. mai 2011

Ja, jeg elsker dette landet

Der 17. Mai ist vorbei und es war wirklich, wirklich großartig. Das ist die niedlichste und tollste und wunderbarste Art, seinen Nationalfeiertag zu feiern, die man sich denken kann. Keine Militärparaden oder Nichts-außer-langweiligen-Politikerreden, sondern viel Hurra, Eis, Trachten, Flaggen, Nationalstolz, Würstchen und Rømmegraut (eine Art Sauerrahmbrei). In Bergen gab es auch einiges an Regen, aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur fehlende Regenschirme.

Mein 17. Mai begann viel zu früh, nämlich um 8:00 Uhr. Zweieinhalb Stunden später sollte sich nämlich in Bergen die Hovedprossesjon ("Hauptprozession" = der grosse Umzung) in Bewegung setzen und am 17. Mai fahren die Busse nicht besonders häufig.
Der Bus war an diesem Tag mit zwei Fähnchen an jedem Spiegel geschmückt, die zusteigenden Menschen ausnahmslos fein angezogen - bestimmt 75% der Frauen und etwas weniger Männer in Tracht, die anderen in Anzügen und anderen festtauglichen Klamotten.
Im Zentrum von Bergen war der Teufel los - alles was Beine hatte, war auf dem Weg, um sich entweder selbst irgendwo im Umzug aufzustellen, oder aber einen guten Platz irgendwo am Rande der Strecke zu ergattern. Im Umzug läuft alles mit, was man sich denken könnte - Politiker, Vereine, Schulen, Chöre, Studenten, Gruppierungen, Abiturienten und in Bergen auch "Buekorps". Das sind laut Wikipedia "Organisationen von und für Kinder, in denen Exerzieren, Marschieren, Sport, Turen und Ausflüge wesentliche Bestandteile sind". Sowas gab es früher überall in Norwegen, heute nur noch in Bergen. Wikipedia trifft es nicht ganz, man muss es wohl gesehen haben.
Es dauerte also eine Weile, ehe ich Kolonne 4 und die zwei Fahnen vom Ungdomslag auch fand, aber es hat wirklich Spass gemacht, im Umzug mitzulaufen. Einge haben Fiedel gespielt und wir konnten tanzen, während wir uns vorwärtsbewegten und die ganze Stimmung war unglaublich:


Festplassen in Bergen
Torgallmenningen, wo sich der Umzug ...
mehr oder weniger aufstellt, bevor es losgeht


Hardangerfiedel spielen und ..
tanzen während man langsam vorwärts geht




Nach dem Umzug bin ich erstmal wieder nach Hause gefahren, dort gab es 17.Mai-Lunch und abends bin ich dann mit meinen Gasteltern nochmal nach Bergen gefahren, wo wir eine Aufführung auf dem Festplassen hatten. Es lief ganz gut, wenn man mal davon absieht, dass ich ziemlich viel falsch gemacht hab. Aber da die Moral hier lautet, wir gehen das Programm zweimal durch und wenn du dann vergisst, dich zu drehen, dreht dich schon einer, war das nicht schlimm.
Danach gab es Rømmegraut bei den Gastgrosseltern und dann war der grossartigste Nationalfeiertag der Welt auch schon wieder zu Ende.

Jeg vil bare sier det på norsk en gang til  -  17. mai er den fineste, søteste og gøyeste måten å feire nasjonaldagen sin jeg har sett. Jeg kunne aldri tenke meg å feire sånn i Tyskland (hvor vi faktisk ikke feirer nasjonaldagen i det hele tat), det er en veldig norsk måte å feire, men jeg hadde en utrolig fin dag. Og neste år skal jeg komme tilbake og være russ.  Og om to år skal jeg komme tilbake og går i toget med YFU. Og hvis det er mulig skal jeg reise til Norge til 17. mai hvert eneste år. Kanskje det kan bli en tradisjon. :)

lørdag 14. mai 2011

Ja, wir lieben dieses Land

Es ist der 29. September 2011. Noch 4 Tage bis zum Nationalfeiertag. Das gesamte Land ist im schwarz-rot-goldenen Entspurt. Schon seit zwei Wochen gibt es in Super- und Baumärkten, Drogerien, Krimskram- und Blumenläden und an Kiosken schwarz-rot-goldenen Flaggen, Schleifen, Servietten, Tröten und Anstecker in allen denkbaren und undenkbaren Ausführungen zu kaufen. Die Schaufenster der Kleidergeschäfte – von Kik über H&M bis zu Esprit – sind mit Fahnen geschmückt und die Schaufensterpuppen tragen rote Kleider, schwarze Röcke und gelbe Schals. Kurzwaren-, Schuh- und Spezialgeschäfte sind überlaufen mit Kunden, die noch neue Schürzen oder Schuhe brauchen oder schon vor Wochen neue Dirndl und Lederhosen bestellt haben. Im Radio laufen Programme in denen diskutiert wird, ob man zu Lederhosen Sonnebrille und zum Dirndl Regenschirm tragen darf, oder ob man damit diese tranditionelle Kleidung verschandelt. Schulbands und Musikvereine sind seit Wochen damit beschäftigt, die Nationalhymne und weitere patriotische Lieder einzuüben und Sport- und Tanzvereine arbeiten fieberhaft daran, ihre Banner noch bis zum Festumzug am 3. Oktober fertigzustellen. Auf Marktplätzen und in den Hauptstraßen werden zusätzliche Fahnenmasten aufgestellt und Bühnen aufgebaut und wer noch keine Stange im Vorgarten oder einen Flaggenhalter an der Hauswand hat, ist dabei, sich so etwas zu beschaffen. Mit der Post kam gestern ein großer, schwarz-rot-goldener Flyer in dem das Programm und die Umzüge der Schulen der Umgebung aufgelisten sind, mitsamt Texten der zu singenden Lieder, u.a. natürlich die National- und die Kommunalhymne.  Ganz Deutschland ist voll Vorfreude für den großen Feiertag des Jahres.
Nun, natürlich stimmt das so nicht. Kein Deutscher würde daran denken, den 3. Oktober derartig vorzubereiten und ihn dann – natürlich in Dirndl und fähnchenschwenkend – mit Kinderumzügen, viel Eis und Würstchen und jeder Menge Nationalstolz feiern. Aber wenn ihr den obigen Text nehmt und schwarz-rot-gold mit rot-weiß-blau, den 29. September mit dem heutigen Datum, den 3. Oktober mit dem 17. Mai, das Dirndl mit dem Bunad und Deutschland mit Norwegen austauscht – dann ist da nichts mehr übertrieben. Dieses Land befindet sich im rot-weiß-blauen Entspurt, um am 17. Mai seinen Nationalfeiertag zu begehen. Und obwohl ich in Deutschland jede Form von Nationalstolz abgelehnt habe und zur Fraktion der ganz extremen Fahnen-find-ich-abartig-Personen gehört habe, finde ich es toll. Und werde vorraussichtlich auch fähnchenschwenkend mit den Tanzleuten in Bergen im Umzug mitlaufen.

Kinderumzug zum 17. Mai
[http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Barnetog_17mai.jpg]

Aber mehr dazu, wenn das ganze Tamtam vorbei ist.  Außerdem folgt noch ein Beitrag über die norwegische Art der Abiturfeier, allerdings wird das übersichtlicher, wenn ich es morgen in einem neuen Post veröffentliche.
„Ja, wir lieben dieses Land“ ist übrigens die erste Strophe der norwegischen Nationalhymne. Komplett geht sie so: (bzw. das ist der Teil, der in dem Programmflyer steht, eigentlich gibt es 8 Strophen; Übersetzung stammt von mir, ist aber inspiriert von der auf Wikipedia, die ich vor Urzeiten, als ich der norwegischen Sprache noch nicht mächtig war, gelesen habe)

Ja, vi elsker dette landet,                  Ja, wir lieben dieses Land
som det stiger frem,                          wie es aufsteigt
furet, værbitt over vannet,                zerfurcht, wettergegerbt über dem Wasser
med de tusen hjem.                           mit den tausend Heimen [ „Zuhause“]
Elsker, elsker det og tenker              Lieben, lieben es und denken
På vår far og mor                           an unseren Vater und [unsere ] Mutter
Og den saganatt som senker           und die Saganacht , die
senker drømme på vår jord.           Träume auf unsere Erde senkt.

Ja, vi elsker dette landet,                Ja, wir lieben dieses Land
som det stiger frem,                        wie es aufsteigt
furet, værbitt over vannet,              zerfurcht und wettergegerbt über dem Wasser
med de tusen hjem.                         mit den tausend Heimen
Og som fedres kamp har hevet      Und wie der Kampf unserer Väter erhobt
det av nød til seir,                           es von Not zu Sieg
også vi, når det blir krevet,           werden auch wir, wenn es verlangt wird
for dets fred slår leir.                     für dessen Frieden Lager aufschlagen