Es krauchen Nebelschwaden und graue Wolken die Berge hinauf, und mein Regenschirm steht zum Trocknen vor der Balkongtür. Bald wird er wieder nass. Aber auch ein blaues Loch ist in der Wolkendecke zu sehen.
Grau
ist auch die Stimmung, und blau das Wahlergebnis. Nur ob sich dadurch
der Himmel über Norwegen aufhellen wird, ist fraglich.
Gestern
hat Norwegen gewählt. Genaugenommen wählten sie schon eine ganze Weile
vorher, denn im Gegensatz zu Deutschland, wo die einzige Möglichkeit,
vor dem eigentlichen Wahlergebnis seine Stimme abzugeben, in der
Briefwahl liegt, gibt es hier kleine Wahllokale (in Bibliotheken,
Gemeindeämtern und im großen, blau-gelben Möbelhaus) in denen man schon
einige Wochen vor der Wahl abstimmen kann.
Das
Ergebnis kann sich gerne hinterm nächsten Müllcontainer verstecken. Die
Arbeiterpartei (sozialdemokratisch, ca. SPD), der Staatsminister Jens
Stoltenberg angehört, ist zwar stärkste Partei mit 30%. Allerdings hat
sie zusammen mit ihren bisherigen Koalitionspartnern Zentrumspartei
(Wikipedia sagt "agraisch-ökologisch", die ehemalige Bauernpartei) und
SV (Sozialistische Linkspartei) 14 Sitze verloren, womit die Rotgrünen
keine Regierungsmehrheit mehr haben.
Der
große Gewinner ist Høyre ("Rechts", die Konservativen, so wie CDU, nur
ohne C), die 18 Sitze dazugewonnen haben. Zusammen mit allen Parteien
des "bürgerlichen" Blocks haben sie 96 Sitze, was gegenüber 72 Sitzen
für die Rotgrünen eine recht eindeutige Mehrheit ist.
Nun
bin ich ja langsam der Meinung, dass es (leider) in vielen Bereichen
kaum einen Unterschied macht, ob nun Bürgerliche oder Rotgrüne die
Regierung stellen, ob nun in Deutschland oder in Norwegen.
Interessant
sind allerdings die Koalitionspartner für Høyre. Da sind auf der einen
Seite die beiden kleinen Parteien Venstre (liberal, aber auch ein
bisschen Umweltpartei) und Christliche Volkspartei (christlicher als die
CDU). Rein vom Parteiprogramm her könnte ich mich mit Venstre fast
anfreunden, nur bin ich wohl zumindest was Wirtschaft angeht, nicht
liberal genug. Die Christliche Volkpartei ist sehr
traditionell-familienbezogen und will ein strengeres Abtreibungsgesetz,
das ist dann doch nicht so ganz das richtige.
Auf
der anderen Seite ist da die Frp. Die nennen sich zwar
"Fortschrittspartei", aber in diese Richtung möchte ich sicher nicht
fortschreiten. Rechtspopulistisch, einwandererfeindlich und eine Menge
merkwürdige Gestalten in den Reihen. Bei der letzten Wahl hatten sie
noch 22%, 16 sind übriggeblieben, dass ist ja immerhin ein Rückgang.
Trotzdem werden sie nun vielleicht zum ersten Mal mitregieren und ich
bekomme Bauchschmerzen davon. Straßenausbau mit Ölfondgeldern,
Steuersenkungen und die Tatsache, dass ich offensichtlich eine
ernsthafte Gefahr für die norwegische Gesellschaft darstelle, sind nicht
unbedingt die wunderbarsten Aussichten. Es war lange Zeit zu verpönt,
eine Koalition mit der Frp einzugehen, aber ohne sie haben die anderen
drei Parteien nicht genug Sitze und Regieren ist natürlich ganz nett ...
. Wie sie allerdings zusammenarbeiten wollen, ist mir schleierhaft.
Eine
kleine Freudennachricht gibt es aber auch noch: Die Grünen haben ein
Mandat! Nachdem sie als Kleinpartei schon eine ganze Weile existieren
und seit 2011 auch in ein paar Kommunalparlamenten sitzen, ist gestern
ein Kandidat aus Oslo ins Storting gewählt worden.
Ich
bin zwar nach wie vor neutral, war aber gestern auf der Wahlparty der
Grünen, und da war die Stimmung auch entsprechend gut. Die Grünen hier
weigern sich, sich einem der beiden Blöcke zuordnen zu lassen, da sie
einen völlig anderen Ansatz vertreten. Unter anderem soll
wirtschaftlicher Erfolg weniger an Wachstum und dafür mehr an
okölogischer Verträglichkeit gemessen werden und sie wollen die
Ölindustrie so schnell wie möglich auf erneuerbare Energien umlegen,
denn auch wenn Norwegen die eigene Energie aus Wasserkraft bezieht,
verdienen sie das meiste Geld durch CO2-Produktion.
Ich
bin nach wie vor skeptisch, denn die Grünen in Deutschland sind auch
nicht mehr so grün wie damals, als sie noch klein waren. Aber mit einem
Mandat im Parlament und einem Ergebnis von 2,8%, dass ihnen mehr
Parteifinanzierung zusichert, haben sie einen guten Ausgangspunkt, um zu
beweisen, dass es ihnen ernst ist. Und als Ergänzung der
Parteienlandschaft, in der Umweltpolitik bisher höchstes eine hübsch
anzusehende Nebensächlichkeit war, sind sie allemal gut.
Am Ende noch etwas anderes Grünes: Am Samstag war ich, zusammen mit einer litauischen Studentin, für die ich die "norwegische" Kontaktperson bin, "på tur". Wir waren in Os und haben uns das Lysekloster, bzw. dessen Überreste angesehen und sind danach auf den dahintergelegenen Berg, Lyshornet, gestiegen. Und wenn man die Belichtungs- und Isozahleneinstellungen beherscht (âhem), kann man da ganz tolle Fotos machen.
Am Ende noch etwas anderes Grünes: Am Samstag war ich, zusammen mit einer litauischen Studentin, für die ich die "norwegische" Kontaktperson bin, "på tur". Wir waren in Os und haben uns das Lysekloster, bzw. dessen Überreste angesehen und sind danach auf den dahintergelegenen Berg, Lyshornet, gestiegen. Und wenn man die Belichtungs- und Isozahleneinstellungen beherscht (âhem), kann man da ganz tolle Fotos machen.