Im Prinzip hab ich schon seit dem 1. Juni Sommerferien, weil ich kein
Examen schreiben musste und deswegen in der Schule kaum was zu tun
hatte. Warscheinlich hätte ich nicht mal kommen müssen, aber das wär ja
langweilig geworden.
Aber seit letztem Montag für alle Zweitklässler und seit Mittwoch
offiziell sind hier also Sommerferien. Es fühlt sich nicht unbedingt
sommerlich an, wir hatten ein paar schöne Tage, aber durschnittlich ist
es immer noch nass bei bis zu 18 Grad. Aber, wie jeder Norweger und
speziell alle Bergenser wissen, gibt es ja kein schlechtes Wetter, und
deswegen gilt es, die acht Wochen ohne Hausaufgaben ordentlich zu
nutzen.
Obwohl ich eigentlich immer der Meinung war, zwar Freunde, aber keine
guten Freunde gefunden zu haben, kam vorletzte Woche plötzlich die Frage
auf, ob ich nicht "eine Art Abschiedsfest" veranstalten wöllte. "Eine
Art", denn meine Abneigung gegen Partys hatte man eindeutig bemerkt. Ich
hatte eigentlich nichts dergleichen geplant, wollte vielleicht mit
einzelnen Leuten nochmal was machen und wir hatten ja auch ein
Abschlussfrühstück in der Schule, aber da schon danach gefragt wurde,
entschloss ich mich kurzfristig und wir verspeisten am Montag vier halbe
Pizzen und gingen danach durch Bergen, um vor den
Turistsehenswürdigkeiten Fotos zu machen und Geschenke für Deutschland
zu finden. Es war ein unglaublich schöner Abschied, vor allem, weil ich
bei einigen nicht damit gerechnet hatte, dass ich ihnen doch so wichtig
bin.
Am Mittwoch, der eigentlich der letzte offizielle Schultag in Hordaland
war, setzte ich mich dann in den Bus Richtung Førde, im Gepäckraum einen
Rucksack mit Schlafsack, Isomatte, Besteck, Termoskanne, Badesachen,
Wollsocken, Wollpullover, Regenhosen, T-shirts und Regenjacke. Auf dem
Plan stand nämlich eine Zelttour mit Titi und Sally.
noch eine Fährüberfahrt |
Sally wohnt in Førde und hatte ein unglaublich nettes Plätzchen an
einem See gefunden, eigentlich eine Badestelle mit Tischen, Unterstand
für Regenzeiten und Plumsklo, wo wir dank norwegischer Gesetze die
nächsten zwei Tage ohne Probleme zelten konnten.
In Førde angekommen, hiess es ersteinmal einkaufen - beladen mit
Grillwürstchen, Brot, Käse, Aufstrich, Salat, Äpfeln, Tomatensosse und 9
Litern Trinkwasser zusätzlich, stiegen wir in einen Bus mit einem
unglaublich netten Busfahrer, der uns trotz fehlender Bushaltestelle
beinahe direkt an unserem Zeltplatz aussteigen liess.
Den ersten Tag verbrachten wir mit baden, grillen und "Geni
Norge", einem Spiel, bei dem es darum geht, viel zu schwere Fragen über
Norwegen zu beantworten. Wir waren nicht sicher, ob wir genug Gas für
den Gaskocher hatten, Teewasser wurde deshalb auf dem Eingwegsgrill
zubereitet.
Den zweiten Tag gingen wir eine Runde um den See, nachdem wir von einem
Haufen Fussballkinder geweckt wurden, die offensichtlich eine Tagestour
machten. Ein 8jähriger, der unter der Zeltkante hindurchspäht und "Er
der noken in i teltet?" ("Ist jemand im Zelt?") brüllt, funktioniert
eindeutig besser als jeder Wecker.
Von unserer Wanderung zurück, kochten wir Nudeln und Tomatensosse. Das
heisse Nudelwasser wurde in der Termoskanne aufbewahrt, man weiss ja nie
und so viel Wasser hatten wir auch nicht.
Direkt nach dem Mittag, wir hatten kaum abgewaschen, begann es zu
regnen. Wir legten uns also in unser Zelt und verbrachten die nächste
Zeit mit Kniffel und Geni Norge. Aber - natürlich war das Zelt nicht so
dicht, wie es sein sollte. Es wurde sowohl das Dach von innen nass, als
auch die Schlafkabine von unten.
Nach einiger Zeit kam uns die Idee, unter den Unterstand zu flüchten und
dort Tee zu kochen und Abendbrot zu essen - der Tagesplan sah
eigentlich auch vor, die restlichen Würstchen und Marshmallows über
einem zu entzündenen Feuer zu grillen. Der Unterstand war allerdings
bereits durch drei Damen aus Førde besetzt, die uns aber gerne ein
bisschen Platz machten und, als sie gingen, uns sogar ein glühendes
Restelagerfeuer überliessen. Zum Glück, dass am Vortag gesammelte Holz
war nämlich zum grössten Teil nass geworden.
Es hörte auch tatsächlich noch auf zu regnen und wir hatten einen netten Abend, inkl. Würstchen und Marshmallows.
24:00 Uhr in Norwegen (natürlich nichts gegen den Norden) |
Am nächsten Tag trafen wir wieder auf die
Fussballgruppe, diesmal waren wir allerdings schon aufgestanden und
packten zusammen. Anstelle auf einen Bus zu warten, der vermutlich nicht
anhalten würde, ging es zu Fuss zurück zur Busstation in Førde, was mit
einem gefühlten 10kg-Zelt in einer Plastiktüte an einem Stock hängend
nicht ganz so einfach war. Meine Kreditkarte streikte (bzw. es war zu
wenig Geld darauf, um den Mindestbetrag am Geldautomaten abheben zu
können, aber das wusste ich da noch nicht) und nun schulde ich Titi
bereits 40 Kronen, aber da der Busfahrer mir den Schüler auch ohne
Ausweis abnahm, sass ich dann auch wieder im Bus Richtung Bergen.
Ein wunderbarer Anfang der Sommerferien, auch fast ohne Sommer.
Nun hab ich noch bis Freitag und neben einem Chorkonzert meiner
Gastmamma und einem Koffer, der gepackt werden will, wartet hoffentlich
auch noch das ein oder andere Museum in Bergen auf mich.
Bilder folgen, im Moment geht das irgendwie so langsam.