onsdag 11. juni 2014

Irland (II)

Ein Reisebericht in vier Akten

Episode 2 - Freitag, 6. Juni 2014

Am nächsten Tag gilt es noch einmal, zu äußerst unchristlichen Zeiten aufzustehen und da es zum Frühstück Cornflakes und Orangensaft gibt (Von Tesco! Tesco existiert tatsächlich!) meldet sich auch bald meine Koffeinabhängigkeit. Kalines Zeitrechnung ist auf Kinderbeine justiert, sodass wir trotz achtminütiger Verspätung unsererseits noch rechtzeitig den Bus zurück nach Cork erwischen. Irische Busfahrer scheinen allgemein zu den besonders netten Menschen zu gehören und daher werde ich einfach durchgewunken, obwohl meine Fahrkarte eigentlich erst ab der nächsten Stadt gültig ist. Draußen tröpfelt es vor sich hin und die Flutwarnung im Fernsehen macht die Aussichten auch nicht besser. Im für die nächsten zwei Nächte gebuchten Hostel in Cork kann man erst ab 11:00 einchecken, daher geben wir nur unser Gepäck ab und machen uns auf den Weg zurück zur Busstation. Von dort aus geht es nach Clonakilty. 

Clonakilty
Clonakilty ist unter anderem die erste „Fair-Trade-Stadt“ Irlands, liegt an der Küste und es soll dort ein paar wunderschöne Strände geben. Aber nachdem ich in den letzten Wochen in der regenreichsten Stadt Europas so braun geworden war wie schon seit Jahren nicht mehr (und ich war immerhin 2012 in Barcelona), goss es natürlich pünktlich zum ersten Strandbesuch des Sommers wie aus Gießkannen. Wir flüchteten für eine Weile in einen Buchladen, wo ich ein Buch mit irischen Märchen und Kaline ein wunderbares Kinderbuch über den Wal und die Schnecke mit dem juckenden Fuß erstand, fanden ein nettes Kafè und später ein Modelleisenbahnmuseum, in dem es allerdings dank der Lage unter freiem Himmel ebenfalls regnete. Kaline brachte ein bisschen Sommerstimmung in die ganze Sache und aß ein Eis und Ravnas Liebe zu Sakralbauten erforderte einen Besuch der Kirche der Unbefleckten Empfängnis. Allerdings gab es dort so viele ins Gebet vertiefte Gläubige, dass wir es beim Im-Türrahmen-Stehen
beließen. Nach einem Besuch in Clonakiltys niedlichster Straße, Spillers Lane und dem dortigen Second-Hand-Shop (in dem es einen Stapel mit 20 Star-Trek-Taschenbüchern zu 50 Cent das Stück
Spillers Lane
gab – warum bin ich bloß nur mit Handgepäck gereist?) setzten sich zwei durchnässte Deutsche in den Bus zurück nach Cork, wo nun auch unsere Hostelbetten einzugsbereit waren. Eine unserer zwei Zimmermitbewohnerinnen war bereits da, allerdings war sie eher weniger gesprächsbereit (oder auch nur wie Ravna und Kaline – weltgewand, bereist und schüchtern?). Sie konnte Deutsch mit einem Akzent, der Englisch als Muttersprache vermuten ließ, las die Bibel und verschwand bald nach unserer Ankunft. Ravna las das Märchen von Connla und der schönen Jungfrau vor, wir aßen Abendbrot beim Nudelkönig und Kaline las die Geschichte vom Wal und der Schnecke mit dem juckenden Fuß vor. Unsere nächste Zimmermitbewohnerin glich die Schweigsamkeit der ersten aus, kam herein, stellte tausende Fragen und kommentierte jede Antwort mit „Awesome!“. 

Spillers Lane
Bis zum Ertönen des Feueralarms gegen 03:50 war die Nacht beinahe ruhiger als an manchem Freitag im Studentenwohnheim. Die vor kurzem brandgeschulte Ravna und Kaline standen bald vorbildlich mit Jacke und Leggings über dem Schlafanzug im Flur, wo sich herausstellte, dass nur jemand auf einem Zimmer geraucht hatte – die meisten anderen Gäste waren noch nicht einmal aus ihren Betten gekrochen. Bis zum nächsten Morgen waren immer noch vier Stunden übrig, und so krabbelten auch wir noch einmal zurück.
Fortsetzung folgt...
 

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