fredag 17. oktober 2014

Das blaublaue Paradies



Es ist über ein Jahr her, da wählte sich Norwegen eine blau-blaue Minderheitsregierung. Und nun hat ebendiese Regierung  ihren ersten eigenen, den Haushaltsplan für 2015, vorgestellt.
Wie jeder deutsche Fischtourist weiß, ist Skandinavien im Allgemeinen, und Norwegen im Besonderen, ein rosarotes Paradies auf Erden. Alle verdienen genug Geld im reichsten Land der Erde, es gibt Kindergartenplätze für jeden über 1, Bildung ist kostenlos, die Gleichstellung nahezu perfekt, und am Wochenende fahren alle glücklich und zufrieden zu ihrer Hütte in den Bergen und verbringen ihre Freizeit in Wanderstiefeln und mit Herzhäuschen im Garten.
Natürlich ist nicht alles rosarot im Paradies (das wäre, ganz ehrlich, auch nicht unbedingt eine erstrebenswerte Farbgebung). Aber der neue Haushaltsplan ist ein einziges, blaues Wunder. Unteranderem gibt es weniger Vermögenssteuer für Leute mit viel Vermögen. Und eine Reihe von Kürzungen, um Leute, die eine Arbeitsunfähigkeitsrente beziehen, wieder in Arbeit zu bekommen. Und eine Budgetkürzung für Universitäten und Hochschulen, die diese in eigener Verantwortung ausgleichen dürfen – indem sie von nicht-norwegischen Studenten aus nicht-EU-Ländern Studiengebühren einfordern.
Blau ist nicht gleich grün und angesichts der angenehm warmen Temperaturen diesen Sommer lässt sich ja auch absehen, dass die Treibhausgasemissionen aufgrund von Flügen in den Süden bald rapide abnehmen werden – die Palmen werden direkt auf Bryggen wachsen! Warum dann also jetzt Geld für Klimaschutz verwenden, wenn man damit Straßen bauen kann?
Nun ist es ja eine Minderheitsregierung, und die beiden Parteien, die sich vor einem Jahr bereiterklärt haben, das blaublaue Wunder zu unterstützen, werden kaum ohne Debatten und Justierungen dafür stimmen, aber trotzdem. Wunderbar.
Nebenher war Ravna fünf Tage lang auf Varaldsøy im Hardangerfjord. Eigentlich sollte sie nur vier Tage bleiben und am Sonntag arbeiten, aber wenn man den Fährfahrplan falsch liest und dann eine Stunde zu spät am Kai steht, dann muss man halt noch einen Tag bleiben. Oder schwimmen. So ist das halt, wenn man ein Trottel ist. 







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