lørdag 14. mai 2011

Ja, wir lieben dieses Land

Es ist der 29. September 2011. Noch 4 Tage bis zum Nationalfeiertag. Das gesamte Land ist im schwarz-rot-goldenen Entspurt. Schon seit zwei Wochen gibt es in Super- und Baumärkten, Drogerien, Krimskram- und Blumenläden und an Kiosken schwarz-rot-goldenen Flaggen, Schleifen, Servietten, Tröten und Anstecker in allen denkbaren und undenkbaren Ausführungen zu kaufen. Die Schaufenster der Kleidergeschäfte – von Kik über H&M bis zu Esprit – sind mit Fahnen geschmückt und die Schaufensterpuppen tragen rote Kleider, schwarze Röcke und gelbe Schals. Kurzwaren-, Schuh- und Spezialgeschäfte sind überlaufen mit Kunden, die noch neue Schürzen oder Schuhe brauchen oder schon vor Wochen neue Dirndl und Lederhosen bestellt haben. Im Radio laufen Programme in denen diskutiert wird, ob man zu Lederhosen Sonnebrille und zum Dirndl Regenschirm tragen darf, oder ob man damit diese tranditionelle Kleidung verschandelt. Schulbands und Musikvereine sind seit Wochen damit beschäftigt, die Nationalhymne und weitere patriotische Lieder einzuüben und Sport- und Tanzvereine arbeiten fieberhaft daran, ihre Banner noch bis zum Festumzug am 3. Oktober fertigzustellen. Auf Marktplätzen und in den Hauptstraßen werden zusätzliche Fahnenmasten aufgestellt und Bühnen aufgebaut und wer noch keine Stange im Vorgarten oder einen Flaggenhalter an der Hauswand hat, ist dabei, sich so etwas zu beschaffen. Mit der Post kam gestern ein großer, schwarz-rot-goldener Flyer in dem das Programm und die Umzüge der Schulen der Umgebung aufgelisten sind, mitsamt Texten der zu singenden Lieder, u.a. natürlich die National- und die Kommunalhymne.  Ganz Deutschland ist voll Vorfreude für den großen Feiertag des Jahres.
Nun, natürlich stimmt das so nicht. Kein Deutscher würde daran denken, den 3. Oktober derartig vorzubereiten und ihn dann – natürlich in Dirndl und fähnchenschwenkend – mit Kinderumzügen, viel Eis und Würstchen und jeder Menge Nationalstolz feiern. Aber wenn ihr den obigen Text nehmt und schwarz-rot-gold mit rot-weiß-blau, den 29. September mit dem heutigen Datum, den 3. Oktober mit dem 17. Mai, das Dirndl mit dem Bunad und Deutschland mit Norwegen austauscht – dann ist da nichts mehr übertrieben. Dieses Land befindet sich im rot-weiß-blauen Entspurt, um am 17. Mai seinen Nationalfeiertag zu begehen. Und obwohl ich in Deutschland jede Form von Nationalstolz abgelehnt habe und zur Fraktion der ganz extremen Fahnen-find-ich-abartig-Personen gehört habe, finde ich es toll. Und werde vorraussichtlich auch fähnchenschwenkend mit den Tanzleuten in Bergen im Umzug mitlaufen.

Kinderumzug zum 17. Mai
[http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Barnetog_17mai.jpg]

Aber mehr dazu, wenn das ganze Tamtam vorbei ist.  Außerdem folgt noch ein Beitrag über die norwegische Art der Abiturfeier, allerdings wird das übersichtlicher, wenn ich es morgen in einem neuen Post veröffentliche.
„Ja, wir lieben dieses Land“ ist übrigens die erste Strophe der norwegischen Nationalhymne. Komplett geht sie so: (bzw. das ist der Teil, der in dem Programmflyer steht, eigentlich gibt es 8 Strophen; Übersetzung stammt von mir, ist aber inspiriert von der auf Wikipedia, die ich vor Urzeiten, als ich der norwegischen Sprache noch nicht mächtig war, gelesen habe)

Ja, vi elsker dette landet,                  Ja, wir lieben dieses Land
som det stiger frem,                          wie es aufsteigt
furet, værbitt over vannet,                zerfurcht, wettergegerbt über dem Wasser
med de tusen hjem.                           mit den tausend Heimen [ „Zuhause“]
Elsker, elsker det og tenker              Lieben, lieben es und denken
På vår far og mor                           an unseren Vater und [unsere ] Mutter
Og den saganatt som senker           und die Saganacht , die
senker drømme på vår jord.           Träume auf unsere Erde senkt.

Ja, vi elsker dette landet,                Ja, wir lieben dieses Land
som det stiger frem,                        wie es aufsteigt
furet, værbitt over vannet,              zerfurcht und wettergegerbt über dem Wasser
med de tusen hjem.                         mit den tausend Heimen
Og som fedres kamp har hevet      Und wie der Kampf unserer Väter erhobt
det av nød til seir,                           es von Not zu Sieg
også vi, når det blir krevet,           werden auch wir, wenn es verlangt wird
for dets fred slår leir.                     für dessen Frieden Lager aufschlagen 

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