“It’s a funny thing coming home. Nothing
changes. Everything looks the same, feels the same, even smells the same. You
realize what’s changed, is you.”
Ich kann mich nur noch sehr ungenau
an den Film „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ erinnern, und ich bin mir
noch nicht einmal so sicher, ob ich ihn überhaupt komplett gesehen hab, oder
nur in Ausschnitten. Die zugehörige Kurzgeschichte kenne ich auch nicht. Ich
weiß auch gar nicht, in welchem Zusammenhang obengenannter Satz fällt. Deswegen habe ich ihn einfach mal elegant aus
dem Zusammenhang gerissen – im letzten Semester haben wir immerhin gelernt, wie
man sinnvoll und korrekt zitiert – um ihn für meine eigenen Zwecke zu
gebrauchen.
Ich war die letzten zehn Tage zu
Hause. Nicht zu Hause in Bergen, nicht zu Hause in Os, sondern zu Hause in
Berlin, bei meinen Eltern. Es war genau sechs Monate her, dass ich am Tag nach
dem Abiball ins Flugzeug gestiegen war, um den Sommer zwischen buntbetatzten
Kreuzfahrttouristen und bereits vor 900 Jahren abgebrannten Holzhäusern zu
verbringen. Und danach die ein oder andere Philosophievorlesung im
Ansichtsverzeichnis zu verbringen. Aber nach sechs Monaten
Wieso-sprechen-Sie-so-gut-deutsch und Cogito-ergo-sum und Präzisieren-einer-Aussage
und Erstelle-ein-Argumentationsdiagram war es höchste Zeit, mal wieder zu
richtigem Brot und Großstadt nach Berlin zu fahren.
Es hat sich nicht viel verändert. Der
Flughafen in Tegel, der Weg nach Hause, die Straße, das Haus meiner Eltern. Mamas
Auto heult immer noch schrecklich beim Schalten und die Matratze in meinem Bett
hat immer noch an genau der gleichen Stelle eine Kuhle.
Everything looks the same, feels the
same, even smells the same.
Die Frau beim Bio-Bäcker in der
Bio-Supermarkt-Kette wünscht mir um kurz nach vier einen schönen Nachmittag, „wobei,
es wird ja jetzt immer so früh dunkel, es sieht eher aus wie ein schöner Abend.“
Nun, ich hatte mir gerade gedacht, wie schön, dass es hier ein bisschen länger
hell ist.
Kurz danach stehe ich im
Schreibwarenladen, um Tintenpatronen zu kaufen und krame verzweifelt in meinem
Portmonee. Wie sehen nochmal die 50-Cent-Münzen aus? Sind die blauen Scheine
die Zwanziger?
An der Supermarktkasse suche ich
verwundert nach dem Kartenlesegerät, als mir die Verkäuferin meine EC-Karte aus
der Hand reißt und sie in das für mich unerreichbare Teil schiebt.
Auf dem Rückweg steht eine riesige
Menschentraube an der Bushaltestelle. Nun, ich habe ja einen Fahrschein, da
kann ich ja hinten einsteigen. Als der Bus kommt, öffnet der Fahrer die eine
Hälfte der vorderen Doppeltür und alle Wartenden versuchen, möglichst als erste
einzusteigen, um dann noch stundenlang nach Kleingeld zu kramen, wenn sie ihre
Fahrkarten beim Fahrer kaufen.
Als ich dann bei meinen Eltern in
unserer angenehm vertraut nach Holz, Tee und Bioladen riechenden Küche sitze
und von der Uni erzähle, stolpere ich über Worte wie „Vorleser“ und „Seminaraufgabe“,
nichtsahnend, dass diese Dinge auf Deutsch „Dozent“ und „Hausarbeit“ heißen und
am nächsten Morgen erklärt mir die Dame, die mir die Zöpfe wieder ab und die
Haare damit kurzschneiden soll, dass sie einen Akzent zu meinen hört.
Im Kino spricht Bilbo Beutlin
Deutsch und mein Vorhaben, meinen Eltern meine neueste Fernsehseriensucht näher
zu bringen droht daran zu scheitern, dass die Synchronisation den Doktor und
Donna Noble in ein paar lachhaft hysterische Teenager zu verwandeln scheint.
Wir gehen ins Theater zu einem Stück
von Brecht und vorher in die Kantine, an Heilig Abend spielt Papa erst den
Weihnachtsmann bei einem Kollegen und dann gibt es Würstchen mit
Kartoffelsalat. Auf der Couch sitzen die Großeltern und unterm Weihnachtsbaum
die Geschenke, ich habe wie immer vergessen, die Preisschilder abzumachen. Meine
Eltern schenken meinen Großeltern nichts und meine Großeltern schenken meinen
Eltern nichts, so ist es seit Jahren abgemacht und seit ebenso vielen Jahren
halten sich meine Großeltern nicht daran und wie jedes Jahr legt sich zwischen Tannennadel-
und Plätzchenduft ein Hauch von Familienstreit – oh, du schöne Weihnachtszeit!
Nothing
changes.
Und als alles schon fast wieder
vorbei ist, fragt meine Großmutter mich, ob ich schon aufgeregt sei. Ich
verstehe nicht. Die Bescherung vorbei, warum denn jetzt noch aufgeregt sein?
Morgen führe ich ja wieder nach Norwegen.
You realize what’s changed, is you. Morgen fahre ich ja wieder nach Hause.
You realize what’s changed, is you. Morgen fahre ich ja wieder nach Hause.
You realize what’s changed, is you. Morgen
fahre ich ja wieder nach Hause.
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