Sah es für kurze Zeit
einmal so aus, als ob aus mir ein vielbloggender Mensch werden könnte, scheinen
wir momentan wieder auf den Durchschnitt von vor drei Jahren zurückzufallen –
rund ein Eintrag im Monat. Vor fünfundzwanzig Jahren konnte man seine Zeit noch
nicht mit zu häufigem Emailsabrufen und sinnlosem Onlineartikellesen und
ähnlichem Käse verbringen (seht ihr, ich verbringe nicht zu viel Zeit bei
facebook), aber irgendwie bezweifle ich auch, dass damalige Studenten sich viel
sinnvoller zu beschäftigen wussten, geschweige denn, dass sie fleißiger waren als ich. Zumindest
nicht die damaligen Studenten, die sich heute durch ein enges
verwandtschaftliches Verhältnis zur Autorin dieses Blogs auszeichnen. Was um
Himmels Willen haben die denn damals gemacht?
Zumindest dieses
Wochenende habe ich die Zeit mit äußerst sinnvollen Tätigkeiten wie
Grillwürstchengrillen, Käsebroteüberbacken, Schokoladeessen, Kartenspielen und
Hollywoodunsinngucken verbracht – und das
Ganze macht sich sogar gut auf meinem Lebenslauf. Ich war auf dem Herbstseminar
von YFU hier in der Region und habe mir angehört, wie niedlich sich all die
momentanen Austauschschüler anhören, wenn sie versuchen, Norwegisch zu sprechen
und dabei die Worte für Käse (ost) und Osten (øst) verwechseln. Und habe dabei
versucht, möglichst wenig daran zu denken, wie niedlich ich mich wohl vor drei
Jahren angehört habe. Wie auf eigentlich jeder YFU-Veranstaltung ging es
hauptsächlich um Reden und Essen und es war ein wundervolles Wochenende.
Hauptberuflich geht mein
Leben momentan nur bis Donnerstag, 14:00 Uhr. Da muss ich nämlich ein Essay in
Philosophie abgeben. Bisher hat es 900 Wörter, die ich vor zwei Wochen mal an
einem Tag zusammengeklöppelt habe und alles was mein Seminarleiter zum
abgegebenen Entwurf zu sagen hatte, war „Wir können jetzt eine Stunde lang
quatschen, zu deinem Text gibt es nicht viel zu sagen“ und „Mmmh, bis 1500 Wörter hast du ja noch
ein bisschen Platz – schreib doch noch was über Kulturrelativismus“. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass er 14
verschiedene Anzüge besitzt, in Deutschland als Austauschstudent mal aus
Versehen auf dem Treffen einer rechtsradikalen Burschenschaft war und seine
erste Exfreundin jetzt sein bester Freund ist. Vielleicht muss man ja für einen
Magister in Philosophie ein bisschen exzentrisch sein, nur leider hilft mir das in Bezug auf
Vorurteile, Verstehen und den hermeneutischen Zirkel kein bisschen weiter. Gadamer
mag ja ein leckerer Käse brillanter Philosoph gewesen sein, und
irgendwie ist es ja auch interessant, aber es ist furchtbar frustrierend, nicht
weiterzukommen.
Viel besser sind da die
momentanen Philosophievorlesungen, in denen Erna Solberg auf der
Parlamentsweihnachtsfeier plötzlich heiß auf Jens Stoltenberg wird, der ihr im
Übrigen zum Verwechseln ähnlich sieht. Oder vielleicht ist alles auch nur ein
großes, semantisches Missverständnis.
Seit heute Nacht hat hier
auch der Regenschauer begonnen – Bergen zeigt sich endlich einmal wieder von
seiner schönsten Seite, nachdem ich vor ein paar Tagen noch ein paar schöne
Herbstfotos mit buntem Himmel und blauen Blättern machen konnte. Mein
Lieblings-I-love-YFU-Regenschirm hat nun auch endlich einen Knacks weg und ich hoffe, ich komme
heute noch halbwegs trocken nach Hause.
Alles in Allem: Das Leben ist schön!
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